nach dem Sommer

Letter 35

nach dem Sommer

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Inhalt

Wort-Bild-Marke für die Europäische Kulturhauptstadt 2024
Taktiles Buch
Inszenierende Typografie
Konturensatz
Fonts-Update Wien Pro und Runde Wien Pro

 

Im ersten typic.at.letter seit der großen Homeoffice-Ära im Frühjahr – und möglicherweise im letzten vor der zweiten Homeoffice-Ära – melde ich mich wieder einmal aus dem Büro. Zum Glück gab es trotz Wirtschaftskrise und Sommerurlaub einiges zu tun, und vieles davon ist spannend genug, um hier berichtet zu werden. 

Wort-Bild-Marke für die Europäische Kulturhauptstadt 2024

Die Europäische Kulturhauptstadt 2024 wird von einer ganzen Region ausgerichtet, dem österreichischen Salzkammergut. Gemeinden aus drei Bundesländern nehmen daran teil. Die Wort-Bild-Marke »skgt« wurde in einem Ausschreibungsverfahren ermittelt, unter 107 Einsendungen entschied sich die unabhängige Jury für meinen Entwurf. Noch nie zuvor hatte ich an einem Wettbewerb teilgenommen, und das geglückte Debut könnte zur Folge haben, dass ich auf den Geschmack komme.
Um das Logo herum wird momentan das Corporate Design entwickelt. Solange dieser Prozess nicht abgeschlossen ist, möchte das Kulturhauptstadtteam aus Bad Ischl das Erscheinungsbild noch nicht öffentlich zeigen. Ich komme dem Wunsch gerne nach und präsentiere das Logo einmal in kleinen Häppchen:

Taktiles Buch

Vergangenen Februar bat mich die bildende Künstlerin Sarah Iris Mang, ein Buch zu gestalten, das eine Besonderheit aufweisen sollte, mit der ich noch nie konfrontiert war: taktile Bilder. Werke von Künstlerinnen aus dem Kunsthistorischen Museum Wien wurden von Sarah Mang in Bilder übertragen, die von sehr sehschwachen Menschen erkannt beziehungsweise von Blinden ertastet werden können. Die Bildlegenden sind sowohl in Druck- als auch in Brailleschrift gesetzt, wodurch sich interessante Limitierungen in der Gestaltungsarbeit ergaben. Ein schnelles, aber lehrreiches und schönes Projekt, das gerade noch auf der letzten Kunstbuchmesse vor dem Lockdown präsentiert werden konnte.

Inszenierende Typografie

Ein großer Bestandteil meiner Arbeit ist die Gestaltung und Produktion von Textsatz. Pro Jahr setze ich eine fünfstellige Anzahl Seiten, da hat sich mit der Zeit eine gewisse Routine entwickelt. Die Arbeit wird zum Glück nicht langweilig, weil ich es mit unterschiedlichsten Textsorten zu tun habe. 

Ist zum Beispiel wieder einmal ein Roman der österreichischen Schriftstellerin Petra Piuk zu gestalten, hat die Routine Pause, speziell beim frisch erschienenen »Wenn Rot kommt«. Eine so ausgeprägte inszenierende Typografie mit vielen verschiedenen Schriften darf ich in Büchern nur selten umsetzen. Diese leicht exaltierte Gestaltung spiegelt die vielschichtigen Bildkompositionen der Fotografin Barbara Filips wider, die im Zusammenspiel mit Petra Piuks Sprache eine intensive Story entwickeln.
»Wenn Rot kommt« von Petra Piuk und Barbara Filips ist im Verlag Kremayr & Scheriau erschienen.

Konturensatz

Ein viel ruhigeres Buch versammelt Krimis mit vierbeinigen, felligen, maunzenden Protagonist*innen. Was viele Fans der Spezies Katze nicht sehen wollen: So eine Mieze kann eine ziemlich verschlagene Bestie sein. Die Anthologie »Mord auf leisen Pfoten« mit Kurzkrimis von Agatha Christie bis Cornelia Travnicek enthält Katzenzeichnungen von Livia Klingl, die sanft von Text umflossen werden – eine nette Abwechslung, denn klassischer Konturensatz spielt bei meinen Aufträgen üblicherweise nur eine marginale Rolle.
»Mord auf leisen Pfoten«, herausgegeben von Rotraut Schöberl, ist im Residenz Verlag erschienen.

Fonts-Update Wien Pro und Runde Wien Pro

Soweit ein Teil meiner Beiträge zum Bücherherbst 2020.
Auch wenn pandemiebedingt viele Projekte auf die lange Bank geschoben oder ganz abgesagt werden – eine Dynamik, die sich hoffentlich nicht weiter verschärft –, gibt es endlos viel zu tun. Etwa in der Schriftgestaltung. Sechs Jahre nach Erscheinen bekommen etwa meine Schriftfamilien Wien Pro und Runde Wien Pro ein kräftiges Qualitätsupdate verpasst. Noch im Oktober werden die Fonts, erweitert unter anderem um das kyrillische Alphabet, auf den Markt kommen.

Weitere Projekte erreichen in den nächsten Wochen die Zielgerade, und ich freue mich schon darauf, sie euch bald zeigen zu können.

Bleibt gesund!