Im Kreislauf des Wassers 🌍🌧️

Letter 54

Das Wasser des vergangenen Sommers

Im ersten typic.at.letter nach einer arbeitsbedingt längeren Sommerpause stelle ich zwei Bücher vor, mit denen ich in den letzten Monaten beschäftigt war. Sie landeten gerade druckfrisch auf meinem Tisch. Kaum waren die Belegexemplare angeliefert, packte ich sie wieder ein und brachte sie ins Studio der Fotografin Carmen Auer (siehe Letter 50), um hier & heute darüber erzählen zu können.

Das Wasser als thematische Klammer ist dabei ein bisschen oberflächlich: Eines der Bücher ist dem Speicherkraftwerk Arnstein gewidmet, ein wichtiger Baustein in der österreichischen Stromerzeugung aus Wasserkraft. Das andere Buch ist eine aus dem Leben gegriffene Erzählung mit dem Titel »Wolkenschwer«.

Eine größere Gewitterwolke kann laut schneller Webrecherche übrigens mehrere Millionen Tonnen schwer sein. Eine typische Schönwetterwolke mit 1 km³ Volumen bringt es immerhin noch auf 1000 Tonnen.

Wasserkraft

Ein neuer Prachtband zur Wasserkraft zelebriert und erklärt das Speicherkraftwerk Arnstein.
Foto © Carmen Auer
Ein neuer Prachtband zur Wasserkraft zelebriert und erklärt das Speicherkraftwerk Arnstein. Foto © Carmen Auer
Flott gewellter Kapitelaufmacher. Foto © Carmen Auer
Flott gewellter Kapitelaufmacher. Foto © Carmen Auer

In diesen Tagen feiert das weststeirische Speicherkraftwerk Arnstein sein 100-jähriges Jubiläum. In ihrer ersten Ausbaustufe ging die Anlage 1925 ans Netz und erzeugte mit anfangs zwei Francis-Turbinen 22 MW Leistung. 1931 wurde das Stammhaus mit einer dritten Turbine auf eine Leistung von 33 MW gebracht. Das Wasser wird mehrere Kilometer flussaufwärts im Speicher Langmann aufgestaut und fließt durch einen 5,4 km langen Triebwasserstollen bis zum Wasserschloss oberhalb des Krafthauses. Von dort fällt es in zwei Druckrohren knapp 250 m in die Tiefe und treibt die Turbinen an.

Allein diese Zahlen führen vor Augen, dass schon vor 100 Jahren groß gedacht und umgesetzt wurde, und das in einer durch Krieg, Pandemie und Armut gezeichneten Gesellschaft. Doch das Konzept ging noch viel weiter, und im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde an der Teigitsch eine Speicherkette errichtet, die den Speicher und das Kraftwerk Pack (1931), den Speicher Hierzmann (1950) sowie das daraus gespeiste Kavernenkraftwerk St. Martin (1965) umfasst – die sogenannte Teigitschgruppe.

In den vergangenen Jahren wurde das unter Denkmalschutz stehende Krafthaus Arnstein komplett renoviert und erhielt eine neue technische Ausstattung, die in die historischen Turbinen- und Generatorgehäuse eingebaut wurde. Nun sind zwei Maschinen am Netz – die dritte dient als Museumsturbine –, die eine Jahresleistung von ca. 50 GWh erarbeiten.

Um das Kraftwerk und seine – historische wie aktuelle – Bedeutung würdig zu dokumentieren, gab der Inhaber VERBUND ein Buch in Auftrag, das die Geschichte der zukunftsweisenden Anlage perspektivenreich beleuchtet. Ich war als Teil eines bewährten Teams für Grafik und Herstellung zuständig. Gemeinsam mit dem Techniker und Fachautor Martin Kratochwill, dem Lektor und Publizisten Bernhard Heiller sowie dem Fotografen Johannes Wiedl realisierte ich den stolzen Band während der Sommermonate. Die Lektorin Ela Maywald vervollständigte das Team kurz vor Drucklegung und zeichnet für ein so gut wie wasserdichtes Korrektorat verantwortlich. Drucken ließ ich das Werk wie die meisten bisherigen VERBUND-Publikationen nachhaltig bei Gugler in Melk.

Da die Verantwortung für eine qualitativ hochwertige Produktion nicht mit der Finalisierung der digitalen Daten endet, stehe ich auch an der Druckmaschine und stimme die Farben ab. Erst wenn wenn diese gut eingerichtet sind und vor allem die hellen Farbtöne nicht kippen, gebe ich die Auflagenproduktion frei. Dieser Aufwand ist mir wichtig, denn nur so kann ich gewährleisten, dass die Auftraggeber·innen Produkte erhalten, die überzeugend sind und Freude bereiten. Außerdem profitiere ich als Gestalter von einem Portfolio mit Büchern, hinter denen ich voll und ganz stehe.

Der Buchkern wurde für brillante Wiedergabe der Abbildungen auf matt gestrichenem Papier gedruckt, während der Einband für eine angenehme und natürliche Haptik aus Naturpapier besteht. Auf Cellophanierung verzichte ich aus drei Gründen: Das Buch macht ohne Cellophan einen optisch und haptisch edleren Eindruck, es ist auf diese Weise sogar kompostierbar und eine natürliche Oberfläche wirkt beim nachhaltigen Thema Wasserkraft einfach authentischer. Die Bücher dürfen mit der Zeit Gebrauchsspuren annehmen. Obwohl mir die Vermeidung von Plastik ein wichtiges Anliegen ist, gehe ich einen Kompromiss ein: Um die hochwertigen Exemplare geschützt liefern und lagern zu können, lasse ich sie einzeln in Folie einschweißen.

Das Speicherkraftwerk Arnstein
100 Jahre Strom aus der Teigitsch
Hardcover mit festem Überzug, 230 × 280 mm.
272 Seiten
Redaktion, Covergestaltung, Innengestaltung, Herstellung.
Auftraggeber·in: VERBUND Hydro Power GmbH

Vorsatz mit historischer Außenansicht des Krafthauses Arnstein.
Foto © Carmen Auer
Vorsatz mit historischer Außenansicht des Krafthauses Arnstein. Foto © Carmen Auer
Nachsatz mit historischem Foto der Sperre Langmann.
Foto © Carmen Auer
Nachsatz mit historischem Foto der Sperre Langmann. Foto © Carmen Auer
Der Buchkern wurde für brillante Wiedergabe der Abbildungen auf matt gestrichenem Papier gedruckt, während der Einband für eine angenehme und natürliche Haptik aus Naturpapier besteht.
Foto © Carmen Auer
Der Buchkern wurde für brillante Wiedergabe der Abbildungen auf matt gestrichenem Papier gedruckt, während der Einband für eine angenehme und natürliche Haptik aus Naturpapier besteht. Foto © Carmen Auer
Nachkolorierte Planzeichnung und technische Informationen.
Foto © Carmen Auer
Nachkolorierte Planzeichnung und technische Informationen. Foto © Carmen Auer
Foto © Carmen Auer
Foto © Carmen Auer
Foto © Carmen Auer
Foto © Carmen Auer
Foto © Carmen Auer
Foto © Carmen Auer
Foto © Carmen Auer
Foto © Carmen Auer
Umschlagrückseite des Buchs mit den drei Speicherseen und dem Krafthaus in orografischer Reihenfolge.
Foto © Carmen Auer
Umschlagrückseite des Buchs mit den drei Speicherseen und dem Krafthaus in orografischer Reihenfolge. Foto © Carmen Auer

Wolkenschwer

Unpacking. 
Foto © Carmen Auer
Unpacking. Foto © Carmen Auer
Doppelseite mit Kapitelziffer und Lesebändchen.
Foto © Carmen Auer
Doppelseite mit Kapitelziffer und Lesebändchen. Foto © Carmen Auer
Bedruckter und geprägter Überzug des Erzählbands »Wolkenschwer«.
Foto © Carmen Auer
Bedruckter und geprägter Überzug des Erzählbands »Wolkenschwer«. Foto © Carmen Auer

»Wolkenschwer« ist das neue Buch von Eva Holzmair. Die Autorin beschreibt darin den zwischenmenschlichen Jojo-Effekt zwischen der erwachsenen Ich-Erzählerin und ihrer alten Mutter, die zunehmende Hinfälligkeit, den Abschied. Kein schönes Thema, aber Holzmair schafft es dennoch, dem unfreiwilligen Humor, der solchen Situationen inhärent ist, Raum zu geben; ihre Geschichte liest sich persönlich und authentisch.

Ich durfte das Buch für die Literaturedition Niederösterreich gestalten und – wie so oft für diesen kleinen, feinen Verlag – in die herstellerische Trickkiste greifen. Die Umschlagvorderseite ist blindgeprägt, ein Lesebändchen erleichtert die Handhabung, wenn gerade kein Lesezeichen verfügbar ist, und die verwendeten Schriften sind allesamt selbst gezeichnet und produziert.

Bei der Herstellung von »Wolkenschwer« stand ich aus organisatorischen Gründen nicht direkt an der Druckmaschine. Für die Schmuckfarbe im Innenteil wurde ein Probedruck angefertigt und zu mir geliefert – was mir die Gelegenheit gab, die Farbe noch zu ändern –, und vom Cover stellte ich der Druckerei ein Farbproof zur Verfügung. Prägung und andere Details habe ich vorab mit der Kundenbetreuerin genau geklärt. Die Mühe hat sich gelohnt: Auch dieser Weg führte zu einem sehr zufriedenstellenden Ergebnis. Die Druckerei Janetschek hat meine Vorstellungen perfekt umgesetzt.

Eva Holzmair
Wolkenschwer
Literaturedition Niederösterreich
Hardcover mit festem Überzug, 135 × 205 mm.
184 Seiten
Blindprägung, Lesebändchen
Covergestaltung, Innengestaltung, Schriftgestaltung, Herstellung.
Auftraggeber·in: Literaturedition Niederösterreich

Coverdetail mit Blindprägung. 
Foto © Carmen Auer
Coverdetail mit Blindprägung. Foto © Carmen Auer
Schriftmakro. Foto © Carmen Auer
Makro: noch unveröffentlichte Serifenschrift aus meiner Feder [sic!], finales Stadium. Für Überschriften und Cover kommt die bereits gut eingeführte Schrift Franzi zum Einsatz. Foto © Carmen Auer
Akzent dezent: Schmuckfarbe für Überschrift und Pagina.
Foto © Carmen Auer
Akzent dezent: Schmuckfarbe für Überschrift und Pagina. Foto © Carmen Auer

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